Uterusfehlbildungen verstehen: Was Sie als Paar mit Kinderwunsch wissen sollten
Der Weg zum Wunschkind ist oft voller Hoffnungen und Fragen – besonders wenn bei Ihnen oder Ihrer Partnerin eine Uterusfehlbildung festgestellt wurde. Was verbirgt sich eigentlich hinter Begriffen wie Uterusseptum oder Uterus bicornis? Wie beeinflussen diese Veränderungen Ihre Chancen auf eine Schwangerschaft? Und wann ist eine Operation wirklich sinnvoll? In diesem Artikel nehmen wir Sie an die Hand, erklären fachlich fundiert und zugleich einfühlsam, was Uterusfehlbildungen bedeuten, welche Rolle sie für den Kinderwunsch spielen und wie Sie gut informiert und selbstbewusst die nächsten Schritte gehen können.
Was sind Uterusfehlbildungen und wie häufig kommen sie vor?
Stellen Sie sich die Gebärmutter als ein kleines, birnenförmiges Zimmer vor – den behüteten Ort, an dem ein Baby wachsen darf. Doch manchmal gestaltet sich dieses Zimmer anders als erwartet. Eine Uterusfehlbildung entsteht bereits vor der Geburt, wenn sich die Gebärmutter im Mutterleib formt. Ursachen dafür sind Fehlentwicklungen der sogenannten Müller-Gänge, die bereits in den ersten Schwangerschaftswochen der Mutter auftreten. So kann Ihr „Zimmer“ statt normaler Form zwei Hörner haben oder durch eine Trennwand geteilt sein.
Solche anatomischen Besonderheiten sind gar nicht so selten: Schätzungen zufolge weisen etwa 4 bis 7 von 100 Frauen eine angeborene Uterusfehlbildung auf. Besonders bei Frauen, die mit wiederholten Fehlgeburten kämpfen, finden sich diese Veränderungen häufiger. Viele merken von ihrer uterinen Besonderheit gar nichts – die Diagnose erfolgt oft zufällig im Rahmen eines Kinderwunschcheck-ups oder einer Ultraschalluntersuchung.
Doch was bedeutet das jetzt konkret für Ihre Familienplanung? Nicht jede Fehlbildung macht das Schwangerwerden unmöglich oder verursacht Komplikationen. Oft haben Frauen mit einer Uterusfehlbildung keine Schwierigkeiten, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen. Es ist wichtig, diese Veränderungen richtig einzuordnen und gemeinsam mit Ihrem Ärzteteam zu überlegen, ob und wann eine Behandlung notwendig ist. So verlieren Sie weder Mut noch Zeit – sondern bleiben nah an Ihrer ganz persönlichen Geschichte und Ihren Wünschen.
Die häufigsten angeborenen Uterusfehlbildungen
Uterus septus
Uterus bicornis
Uterus didelphys
Uterus arcuatus
Uterus unicornis
Uterusseptum oder Uterus bicornis – was ist der Unterschied?
Uterusseptum
Ein Uterusseptum bedeutet, dass im Inneren der Gebärmutter eine dicke Gewebswand sitzt. Von außen sieht die Gebärmutter dabei meist normal aus, doch die Höhle im Inneren ist zweigeteilt oder teilweise geteilt.
Uterus bicornis
Im Gegensatz dazu zeigt sich ein Uterus bicornis schon von außen als zweigeteilte Gebärmutter – quasi zwei nebeneinanderliegende „Gebärmutterhörner“, die durch eine Vertiefung am oberen Ende (Uterusfundus) getrennt sind.
Die richtige Diagnose treffen wir mithilfe modernster Bildgebung, besonders durch die dreidimensionale Ultraschalluntersuchung (3D-Sonographie), die wir direkt in unserer Klinik durchführen. Diese erlaubt uns, sowohl die äußere Form als auch die Innenstruktur der Gebärmutter genau zu erkennen. Ein Uterusseptum zeigt keine Vertiefung am Fundus, während der Uterus bicornis eine deutlich sichtbare Einkerbung aufweist.
Wann hilft eine Operation beim Uterusseptum?
So verständlich es ist, bei einer Diagnose gleich an eine Operation zu denken, ist es doch nicht immer nötig. Besonders wenn Sie keine Beschwerden haben und sich bisher keine Fehlgeburten eingestellt haben, besteht meist keine dringende Notwendigkeit, das Septum operativ zu entfernen.
Allerdings kann ein Uterusseptum die Chancen auf eine Schwangerschaft beeinträchtigen und das Risiko von Fehlgeburten leicht erhöhen. Der Grund: Das Gewebe des Septums ist oft schlechter durchblutet, was die Einnistung des Embryos erschweren kann. Wenn Sie jedoch bereits mehrere Fehlgeburten erlebt haben, könnte eine minimalinvasive Operation (hysteroskopische Septumresektion) sinnvoll sein.
Studien wie die TRUST-Studie zeigen jedoch keinen eindeutigen Vorteil der OP in allen Fällen. Leitlinien von ASRM, ESHRE und RCOG empfehlen daher eine individuelle Betrachtung. Besonders bei mehreren Fehlgeburten ist eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung wichtig.
Operationen bei anderen Uterusfehlbildungen – lohnt sich das?
Uterusfehlbildungen wie Uterus bicornis, Uterus didelphys (doppelte Gebärmutter) oder Uterus unicornis (einseitiger Uterus) sind komplexer. Für diese Formen liegen bisher keine belastbaren Studien vor, die zeigen, dass eine Operation die Lebendgeburtenrate verbessert.
Uterus Bicornis & Didelphys
Operationen sind technisch schwierig, bergen höhere Risiken und werden meist nur bei spezifischen Beschwerden in Betracht gezogen.
Rudimentäre Hörner
Kleine, unvollständige Gebärmutteranteile können Schmerzen oder Eileiterschwangerschaften verursachen und werden daher oft operativ entfernt.
Uterus Arcuatus
Eine leichte Vertiefung, die meist keine Probleme verursacht und in der Regel nicht operiert werden muss. Beobachtung ist hier der Standard.
Die individuelle Diagnose und sorgfältige Abklärung mit Spezialisten, unter anderem durch 3D-Ultraschall und gegebenenfalls MRT, ist daher unerlässlich. So vermeiden Sie unnötige Eingriffe und können sich sicher sein, dass eine Operation wirklich notwendig ist – für Ihre Gesundheit und Ihre Zukunft.
Wie treffen wir gemeinsam die beste Entscheidung für Sie?
Die Diagnose einer Uterusfehlbildung wirft viele Fragen auf. Wann ist es sinnvoll, abzuwarten, und wann lohnt sich eine Operation? Bei der Antwort kommt es auf Ihre individuelle Situation an: Welche Fehlbildung liegt vor? Haben Sie bereits Fehlgeburten erlebt? Was ist Ihr persönlicher Wunsch?
In vielen Fällen ist ein achtsames Beobachten mit regelmäßigen Kontrollen die beste Lösung. Vertrauen Sie auf eine enge, interdisziplinäre Zusammenarbeit Ihres Gynäkologenteams – und scheuen Sie sich nicht, eine zweite Meinung einzuholen. So behalten Sie die Kontrolle und treffen eine Entscheidung, die für Sie passt.
Fazit: Ihre wichtigsten Botschaften
- Viele Uterusfehlbildungen sind Zufallsbefunde und kein Grund zur sofortigen Sorge.
- Ein Uterusseptum muss nicht automatisch operiert werden; eine OP kann aber bei wiederholten Fehlgeburten sinnvoll sein.
- Bei anderen Uterusvarianten ist der Nutzen einer OP wissenschaftlich nicht ausreichend belegt.
- Die 3D-Ultraschalluntersuchung ist das wichtigste Diagnoseinstrument zur genauen Abklärung.
- Vertrauen Sie auf eine medizinische Begleitung, die Fachwissen und Empathie verbindet – so gehen Sie gestärkt Ihren Weg zum Wunschkind.


