Wenn Stress den Zyklus stoppt: Funktionelle hypothalamische Amenorrhö erkennen und behandeln
Wie Sport, Ernährung und psychischer Stress Deinen Kinderwunsch beeinflussen – und was Du jetzt tun kannst
Was steckt hinter der funktionellen hypothalamischen Amenorrhö?
Stell Dir vor, Dein Körper ist wie ein empfindliches Orchester, in dem jedes Instrument perfekt aufeinander abgestimmt sein muss, damit die Symphonie – hier Dein Zyklus – harmonisch erklingt. Funktionelle hypothalamische Amenorrhö, kurz FHA, ist ein Zustand, bei dem dieses Zusammenspiel gestört wird – und das ganz ohne sichtbare Krankheiten oder strukturelle Schäden. „Funktionell“ bedeutet, dass die Ursache nicht in defekten Organen liegt, sondern in einer vorübergehenden Störung der hormonellen Steuerung im Gehirn. Konkret: Der Hypothalamus, eine zentrale Schaltstelle für den weiblichen Zyklus, gerät aus dem Takt. „Amenorrhö“ schließlich beschreibt das Ausbleiben der Monatsblutung – ein Alarmzeichen, das man keinesfalls ignorieren sollte.
Was ist FHA?
- Funktionelle hypothalamische Amenorrhö (FHA) ist das Ausbleiben der Regelblutung durch Stress, exzessiven Sport oder Energiemangel, ohne dass eine organische Erkrankung vorliegt.
- Dabei fährt die hormonelle Steuerzentrale im Gehirn den Zyklus als Schutzreaktion vorübergehend herunter.
- Dieser Zustand ist meist umkehrbar, indem die Auslöser behandelt werden, wodurch die Fruchtbarkeit wiederhergestellt werden kann.
Die Hauptauslöser von FHA
Psychischer Stress
Stress aktiviert die Stressachse des Körpers und hemmt die Ausschüttung von Zyklushormonen. Der Körper schaltet die Fortpflanzung quasi ab, um Energie für den "Überlebenskampf" zu sparen.
Energiemangel
Strenge Diäten oder Essstörungen signalisieren eine Krise. Dem Körper fehlen Ressourcen für "nicht lebenswichtige" Funktionen wie die Fortpflanzung, was zum Zyklusstopp führt.
Extremer Sport
Übermäßiges Training ohne ausreichende Erholung führt zu einem Energiedefizit. Der Körper reagiert wie bei einer Hungersnot und fährt die hormonelle Steuerung des Zyklus herunter.
Wer ist besonders gefährdet?
FHA betrifft vor allem junge Frauen im gebärfähigen Alter, die großen körperlichen oder seelischen Belastungen ausgesetzt sind. Das können Leistungssportlerinnen mit geringem Körpergewicht sein, Frauen mit restriktiven Ernährungsgewohnheiten oder solche in belastenden Lebenssituationen. Wichtig zu wissen: Diese Frauen wirken nach außen oft gesund und fit – dennoch signalisiert der Ausfall der Periode, dass ihr Körper gerade eine Auszeit genommen hat.
Warum FHA für Deinen Kinderwunsch entscheidend ist
Die Monatsblutung markiert normalerweise den Abschluss eines Zyklus mit Eireifung und Eisprung – beides essentielle Schritte auf dem Weg zu einer Schwangerschaft. Bei FHA bleiben diese Prozesse aus. Das bedeutet aber nicht das Ende der Fruchtbarkeit: Die Eizellreserve bleibt meist erhalten, und mit der richtigen Behandlung gelingt es oft, den Zyklus zu normalisieren und die Empfängnisfähigkeit wiederherzustellen.
Vom Erkennen zum Handeln: Diagnose & Therapie
Schritt 1: Diagnose & Abklärung
FHA wird diagnostiziert, wenn die Periode >3 Monate ausbleibt und andere Ursachen ausgeschlossen sind. Bluttests zeigen typischerweise niedrige Östrogen-, FSH- und LH-Spiegel. Ein Ultraschall hilft, Krankheiten wie PCOS auszuschließen.
Fragen zur Selbstreflexion:
- Ist meine Periode regelmäßig?
- Hatte ich zuletzt viel Stress?
- Habe ich mein Sportpensum erhöht?
- Fühle ich mich oft erschöpft?
Schritt 2: Behandlungswege
Der wichtigste Schritt ist, die Auslöser anzugehen: Stressreduktion, eine ausgewogene Ernährung mit genug Kalorien und angepasste, moderate Bewegung sind zentral. Kognitive Verhaltenstherapie kann nachweislich helfen.
Sollte sich nach 6-12 Monaten nichts ändern, kann eine Hormonersatztherapie zum Schutz der Knochen sinnvoll sein. Eine Kontrolle der Knochendichte und des Vitamin-D-Status ist ebenfalls ratsam.
Fazit: Mit Wissen und Unterstützung zurück zum Zyklus
Funktionelle hypothalamische Amenorrhö ist eine häufige, doch oft unterschätzte Ursache für das Ausbleiben Deiner Periode. Stress, Ernährungsmängel und intensive körperliche Belastung können Deinen Körper in einen Schutzmodus versetzen. Ein frühzeitiges Erkennen und gezieltes Handeln ermöglichen es, den hormonellen Rhythmus wiederherzustellen, die Fruchtbarkeit zu verbessern und neue Hoffnung auf die Wunschfamilie zu schöpfen.
Die gute Nachricht: FHA ist in den meisten Fällen umkehrbar!
Quellen
- Saadedine M, Kapoor E, Shufelt C. Functional hypothalamic amenorrhea: recognition and management of a challenging diagnosis. Mayo Clin Proc. 2023 Sep;98(9):1376–1385. doi:10.1016/j.mayocp.2023.05.027.
