Das stille Leiden vieler Frauen: Scheidentrockenheit in den Wechseljahren verstehen und behandeln
Die Wechseljahre sind für viele Frauen eine Zeit des Wandels – und oft auch eine Herausforderung. Eine Veränderung, die vielen Frauen überraschend und belastend begegnet, ist das Gefühl der Scheidentrockenheit. Es ist weit mehr als nur ein gelegentliches Unwohlsein: Dieses sensible Thema berührt die Lebensqualität tief, beeinflusst das Selbstverständnis und die persönliche Zufriedenheit, oft sogar die Partnerschaft. Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum gerade dieses Symptom so oft unterschätzt wird? Und wie es sich auf den Alltag auswirken kann? Wir möchten Sie mitnehmen auf eine Reise durch dieses Thema, Ihnen zeigen, wie häufig es ist, was dahinter steckt und welche sanften Behandlungsmöglichkeiten es heute gibt – damit Sie sich verstanden und gut informiert fühlen. Denn Sie sind mit Ihren Beschwerden nicht allein.
Warum Scheidentrockenheit viele Frauen im Alltag und im Miteinander belastet
Wer kennt das nicht: kleine Alltagsmomente, die plötzlich unangenehm sind – das Tragen bestimmter Kleidung fühlt sich reizend an, leichte Berührungen auf der Haut werden unangenehm, und dann erst der Geschlechtsverkehr. Scheidentrockenheit zeigt sich durch vielfältige Symptome wie Jucken, Brennen, Spannungsgefühl oder Schmerzen bei Intimität. Diese Beschwerden entstehen durch den Verlust der natürlichen Feuchtigkeit und Elastizität im Intimbereich und reichen von leichtem Unbehagen bis hin zu starken Einschränkungen im Wohlbefinden. Stellen Sie sich vor, wie es sich anfühlt, wenn Berührungen nicht mehr sanft und angenehm, sondern schmerzhaft oder irritierend sind – wie sehr kann das das Selbstbewusstsein und die Lust auf Nähe belasten? Viele Frauen berichten, dass sie sich deshalb zurückziehen, Ängste entwickeln oder ihre Sexualität sich unerwünscht verändert. Die dadurch entstehende Belastung wirkt sich oft auch auf die Partnerschaft aus – weil das Thema schlimmer wird, je weniger offen darüber gesprochen wird.
Das Tabu der Scheidentrockenheit: Warum schweigen so viele?
Auch wenn bis zu 50 % der Frauen in und nach den Wechseljahren betroffen sind, bleibt das Thema oft im Verborgenen. Gesellschaftliche Hemmungen und Scham führen dazu, dass viele Frauen sich allein gelassen fühlen. Dabei ist es eine normale körperliche Reaktion, über die man offen sprechen sollte, um den Teufelskreis des Leidens zu durchbrechen.
Genitourinäres Syndrom der Menopause (GSM)
GSM ist mehr als nur Trockenheit. Durch den Östrogenabfall werden Schleimhäute in Scheide und Harnwegen dünner und anfälliger. Folgen sind Brennen, Juckreiz, Schmerzen beim Sex und Harnwegsprobleme. Bis zu 70 % der Frauen im Klimakterium sind betroffen, was die hohe Relevanz der Behandlung unterstreicht.
Wie der Hormonrückgang das Gewebe verändert – und was das für Sie bedeutet
Östrogene sind wahre Förderer unserer Intimgesundheit. Sie halten die Schleimhäute elastisch, unterstützen die Durchblutung und bewahren die natürliche Feuchtigkeit. Mit jedem Jahr, das der Östrogenspiegel sinkt, verliert das Gewebe an Spannkraft und Dicke, die Durchblutung nimmt ab, und die Schleimhäute trocknen zunehmend aus. Das macht sie nicht nur empfindlicher, sondern verändert auch die Funktion der Beckenbodenmuskulatur und der Harnwege. Das kann zu Entzündungen, Schmerzen und sogar Harninkontinenz führen und beeinflusst Ihre Lebensqualität.
Sanfte Unterstützung durch PRP
Wenn Sie nach einer natürlichen, hormonfreien Behandlung suchen, die Ihr Gewebe langfristig regeneriert, könnte PRP (autologes plättchenreiches Plasma) genau das Richtige sein. Aus Ihrem eigenen Blut gewonnen, nutzt es körpereigene Wachstumsfaktoren, um die Heilung auf natürliche Weise zu fördern – ein gezielter Heilungsimpuls, ganz ohne fremde Stoffe.
So läuft die Behandlung mit PRP ab: Einfach, sicher und individuell
Blutentnahme & Zentrifugation
Der Start ist unkompliziert: In wenigen Minuten wird Ihnen eine kleine Menge Blut aus dem Arm abgenommen. Anschließend trennt eine spezielle Zentrifuge das Blut, um das plättchenreiche Plasma mit den heilenden Wachstumsfaktoren zu konzentrieren.
Injektion & Behandlungsplan
Die Injektion des gewonnenen Plasmas erfolgt gezielt in die betroffenen Areale. Ein Termin dauert ca. 30-45 Minuten und gilt als schmerzarm. Für optimale Ergebnisse sind meist mehrere Sitzungen im Abstand von einigen Wochen empfehlenswert.
Zusammenfassung & Studienlage
Scheidentrockenheit und GSM sind häufige Begleiter der Wechseljahre. Die PRP-Therapie eröffnet eine sanfte, natürliche und hormonfreie Behandlungsoption, die die Regeneration der Schleimhaut fördert. Erste Studien zeigen vielversprechende Resultate, auch wenn weitere Forschung nötig ist. Die Kombination aus medizinischer Expertise und natürlicher Behandlung stärkt nicht nur die Gesundheit, sondern auch Ihr Selbstbewusstsein und Ihre Lebensfreude.
Wissenschaftliche Quellen:
- Hersant B, SidAhmed-Mezi M, Belkacemi Y, et al. Efficacy of injecting platelet concentrate combined with hyaluronic acid for the treatment of vulvovaginal atrophy in postmenopausal women with history of breast cancer: a phase 2 pilot study. Menopause. 2018;25:1124–1130.
- Long CY, Lin KL, Shen CR, et al. A pilot study: effectiveness of local injection of autologous platelet-rich plasma in treating women with stress urinary incontinence. Sci Rep. 2021;11:1584.
- Saleh DM, Abdelghani R. Clinical evaluation of autologous platelet rich plasma injection in postmenopausal vulvovaginal atrophy: A pilot study. J Cosmet Dermatol. 2022;21:4269–4275.
- Waghe T, Acharya N, Karnik M, et al. Role of Platelet-Rich Plasma in Genitourinary Syndrome of Menopause. Cureus. 2024;16(1):e53316.
Verfasst von Dr. Roman Pavlik, Facharzt für Gynäkologie und Reproduktionsmedizin


